Dies alles kann die Beweglichkeit und Heilung stark verbessern, Schmerzen lindern und den Lymphabfluss ankurbeln und Du kannst selbst auch sehr viel dafür tun!
Ich bin tatsächlich sehr oft erschrocken, wie viele Patienten mit extrem verklebten, schmerzhaften und wulstigen Narben zu mir kommen.
Teilweise liegen die Operationen schon Jahre zurück und kein Arzt oder Therapeut hat je auf eine gute und so wichtige Narbenpflege hingewiesen.
Das macht mich schon fast wütend.
Die Narbe muss an der Oberfläche gar nicht so schlecht aussehen. Oft sind die unteren Schichten so verklebt und drücken damit auf darunter liegendes Gewebe. Der Lymphabfluss, Nervenfunktion, Faszien-Beweglichkeit etc. können hierdurch massiv gestört sein. Es sieht nicht nur oft wirklich hässlich aus – nein, die Funktion ist stark beeinträchtigt. Der Patient kann z.B. den Arm nicht mehr voll bewegen und hat zudem auch noch starke Schmerzen. Dies alles beeinträchtigt den Alltag doch nachhaltig.
Das alles muss aber nicht sein!
Bei einer Operation werden alle Hautschichten, die Faszien und auch die Muskulatur durchtrennt, je nachdem wo man hin möchte. Zum einen kommt es natürlich auch darauf an, wie der Arzt die Wunde vernäht und wie gut das Immunsystem des Patienten zu diesem Zeitpunkt ist.
Nichts desto trotz bleibt es Bindegewebe, das zeitlebens den Drang hat, sich immer wieder zusammenzuziehen.
Aber! Je besser man seine Narbe von Anfang an pflegt, umso größer ist die Chance, dass sie gut heilt.
Ich selbst hatte mich vor Jahren mit kochend heißem Tee verbrüht (Grad 2-3) und reagierte auf die üblichen Salben allergisch. Als die Wunde geschlossen war, gab mir mein behandelnder Arzt den Tipp, ich soll die Wunde ein Jahr lang täglich mit Olivenöl massieren und behandeln. Und er hatte Recht. Ich behielt keine Narbe auf der Haut zurück.
Eine Narbenbehandlung ist eine Fleißaufgabe.
Es gibt viele Möglichkeiten sie zu behandeln. Von Lasern über Neuraltherapie nach „Huneke“ bis zu speziellen Salben.
Dies besprichst Du aber bitte immer mit Deinem Arzt!
Ich möchte hier einen Impuls geben, dass man schmerzende und wulstige Narben nicht hinnehmen muss und auch noch nach Jahren etwas tun kann!
Nehmen wir mal an, ein Patient hat einige Lymphknoten aus der Achsel vor 15 Jahren entfernt bekommen und seit 2 Jahren ist der Unterarm und die Hand permanent dick.
Der Patient bekommt seit 2 Jahren 3-mal die Woche Lymphdrainage und hat einen Kompressionsstrumpf für den Arm.
Eine wirkliche Veränderung war seither allerdings nicht zu beobachten.
Oft wird dem Patienten dann gesagt, dass dies ganz normal sei und es nach einer bestimmten Zeit einfach so ist.
Hier fehlen natürlich auch noch die Lymphknoten, die eine wichtige Rolle im System haben. Ihre Aufgabe ist eine Beisteuerung zur Immunabwehr von sogenannten T-Killerzellen/T-Helferzellen, Antikörpern, B-Lymphozyten, das Abfangen von Tumorzellen aber auch Fremdstoffe wie z.B. die Farbe von Tätowierungen. Das ist schon eine Überlegung wert, ob man seine wichtigen Lymphknoten mit so einem Müll verstopfen und belasten will ;-)
Klar, müssen nun die verbliebenen Lymphknoten die ganze Arbeit übernehmen und schaffen dies vielleicht auch nicht. Wenn aber zudem auch noch einer auf der Leitung steht – wie soll da vorne noch etwas raus kommen?
Ist es nicht vielleicht auch so, dass die Patienten (aus Unwissenheit) die Narbe nicht pflegen und diese mit den Jahren immer dicker, härter und verklebter wird und dadurch die restlichen Lymphknoten es einfach nicht mehr schaffen.
Dies ist natürlich nicht immer so - leider aber sehr oft, wenn eine Narbe beteiligt ist.
Bei einer Lymphdrainage fängt der Behandelnde Körper nah an. Man kann sich das vereinfacht vielleicht wie ein Bewässerungssystem vorstellen. Mini-Flüsschen (Lymphgefäße) kommen von den Finger und Zehen, fließen auf ihrem Weg mit anderen zusammen, passieren immer wieder Schleusen (Lymphkonten), werden zu Flüssen bis sie über das Meer (Vene) abfließen.
Wenn nun ein Mini-Flüsschen zu einem See (Schwellung) geworden ist, ist es plötzlich eine große Wassermenge, die abtransportiert werden müsste. Würde man nun direkt diesen „See“ Richtung „Meer“ schieben, gäbe es eine Mega-Flutwelle, die die Schleusen gar nicht bewältigen könnten, bzw. man muss auch erst einmal die Schleusen öffnen.
Ungefähr wie bei einer Schneeschmelze.
Zuerst öffnet man Körpernah (Meer) die „Schleusen“ und drainiert dann immer ein Stückchen entfernter Richtung Rumpf die Flüssigkeit ab. Dabei macht man auch alle Schleusen auf dem Weg entlang auf.
Zu unserem Patienten-Beispiel: Hier wurde von Anfang an die Narbe in der Achsel außer Acht gelassen. Die Narbe war so dick wie ein kleiner Finger, mit dem umliegenden Gewebe total verklebt und schmerzhaft.
Wenn ich nun eine Lymphdrainage machen würde, ohne die Narbe zu behandeln, wäre es wie wenn jemand die Schleuse mit zusätzlichen Wänden verrammelt. Oder ein Elefant auf einem Gartenschlauch steht.
Wie soll da nun die abdrainierte Flüssigkeit denn durchlaufen?
Das kann nicht funktionieren.
Mit speziellen manuelle Techniken wurde die verklebte Narbe gelöst
Mobilisation aller Gelenke. Dies sollte der Patient auch Zuhause machen. Gerne auch mit Aqua-Gymnastik, da durch den Wasserdruck von außen schon eine Art „Lymphdrainage“ entsteht.
Eine Lymphdrainage bringt die Flüssigkeit in die richtige Vene, wo sie dann abfließen kann
Auf die Narbe wird ein Narben-Kinesio-Tape geklebt, dass das Narbengewebe etwas abhebt und so die Beweglichkeit und den Abtransport weiter unterstützt.
Ein Lymph-Kinesio-Tape fördert den Abfluß von den Fingerspitzen bis in die Achsel oder sogar bis zum Venenabfluss. Kinesio-Tape hat den Vorteil, dass es nicht so einengend ist. Du kannst damit duschen, schwimmen oder sogar in die Sauna. Danach einfach das Tape trocken tupfen – nicht abreiben und kurz lauwarm trocken Fönen. Je nach Hauttype kann es bis zu 10 Tage auf der Haut bleiben. Hier ist es wichtig, dass man eine gute Qualität an Tape hat. In meiner langjährigen Tätigkeit habe ich die besten Erfahrungen mit einem Tape aus atmungsaktiver Baumwolle gemacht.
Dies alles bildet schon mal eine gute Grundlage.
Der Patient selbst ist hier der Schlüssel zum Glück!
Einige Patienten ekeln sich regelrecht vor ihren Narben und stehen so einer guten Pflege selbst im Weg. Das ist ein sehr entscheidender Punkt!
Diese Narbe hat aber für Dich Hochleistung betrieben, sie hat, aus welchem Grund (Operation, Verbrühung, Traumata..) auch immer, eine Wunde geschlossen und verhindert weitere schlimme Infektionen/Angriffe auf Deine Gesundheit und Deinen Körper.
Sie ist Deine „Wund-Security“!
Zu Anfang ist es vielleicht ja auch sinnvoll, wenn da so ein „Brecher“ vor der Tür steht und sagt:
„Du kommsch hier net rein!!!“
Mit der Zeit reicht aber auch eine kleine zarte Elfe, die weiß was sie zu tun hat ;-)
Der Patient wird angeleitet seine Narbe täglich (!) mit einer speziellen Technik zu behandeln.
Täglich mit Creme/Öl die Narbe massieren. Ich persönlich habe super Erfahrungen mit Olivenöl gemacht.
Hier ein Hinweis an die Männer: Bitte fragt vorher Eure Frau, welches Öl ihr dafür nehmen könnt. Es muss nicht das teure Gourmet-Öl sein. Ein Patient von mir hatte das teure Öl aus der Toskana für 50 Euro/Liter großflächig für seine Knienarbe genommen. Da hing dann der Haussegen etwas schief und er bat mich doch künftig die Patienten (vor allem die Männer) zu warnen.
Das habe ich hiermit nun getan ;-)
Die Narben das erste Jahr täglich pflegen! Danach auch immer wieder. Bindegewebe bleibt Bindegewebe und wird sich nicht wieder zur „normalen“ Haut entwickeln.
Gib Dich nicht mit wulstigen Narben zufrieden.
Sprich mit Deinem Arzt und Therapeuten darüber.
Halte Dich und Deine Narbe in Bewegung
Und den letzten Punkt bitte nicht unterschätzen:
Sei liebevoll zu Deinen Narben!!!
Wenn Du noch mehr über Physioreiter Kaiser erfahren möchtest, stöber doch mal durch die Blog Seite oder besuche mich auf Facebook. Hier kannst Du auch immer gerne Deine Fragen stellen.
Ich freue mich auf Dich!
In diesem Sinne – liebevolle und fleißige Grüße!
Eure Bianca
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